Verblüffende Erkenntnisse der Makro-Ökonomik (1)

Von vielen mikro-ökonomischen Effekten, die z.B. einzelne Werte Betroffener (wie z.B. Gewinne, Löhne, Beschäftigung, usw.) erhöhen oder vermindern, nimmt der Laie (wie meist auch viele Mikro-Ökonomen) an, dass sie auch deren Summe in der Gesamtwirtschaft erhöhen bzw. vermindern. Jedoch wird oft nur die Verteilung der Werte geändert, aber die Summe bleibt gleich. Ich nenne das den „Makro-Effekt”. Nur die Anteile am Ganzen werden anders aufgeteilt, aber nichts hinzu addiert oder davon abgezogen.

Löhne und Gewinne

Intuitive „Laiensicht” Makro-ökonomische Realität Grund der Paradoxie
„Ein verschärfter Arbeitskampf kann (real) wesentlich höhere Löhne erzwingen”. … die Preise steigen dann, wenn die Löhne schneller als die Produk­tivität steigen [Michael Paetz (2)]. Der Reallohn folgt … der Pro­duktivität, unabhängig von nominalen Löhnen [Paetz (2)].
Das Einkommen ist aufgeteilt in widerstreitende Faktoren Kapital und Arbeit: „Arbeit und Kapital erkämpfen sich ihre Faktor­anteile als Lohn und Profit” [?]. Kapital ist makro-ökonomisch kein Produktionsfaktor (CCC), Gewinn also kein Faktoreinkommen, und die Einkommensanteile sind von beiden Gruppen wenig beeinflussbar. Gewinn des Firmensektors ent­steht monetär über Verschul­dung anderer Sektoren. Die Mikro-Effekte wirken nur antei­lig, nicht dazu-summierend.
CCC: Bei der Cambridge-Kontroverse (“Cambridge Capital Controversy”) zwischen den Universisitäten Cam­bridge (USA) und Cambridge (Großbritannien) ging es um die makro-ökonomische Rolle des Kapitals. Dabei überzeugte schließlich das (britische) Argument, dass zwar die Firmen Kapital- und Lohnkosten tragen, alles Kapital aber mit Kapital- und Arbeitskosten entsteht, sodass insgesamt nur Lohnkosten übrig bleiben.
„Indem Monopole und Oligar­chien durch Markt-Verzerrung die Anderen* »ausbeuten«, verringern sie dabei gleich­zeitig auch das Volkseinkom­men”. Die Verschiebungen unter Firmen­eignern bzw. gewerkschaftlich domi­nierten Belegschaften* wegen des Mono­polgrads wirken nur anteilig, nicht aufsummierend, schaden aber Inventionen und damit Wachstum. Wettbewerbsverzerrungen schmälern andere Einkommen nur anteilig, nicht aber in der Gesamtsumme. Der Wettbe­werb zwischen Gewerkschaf­ten erhöht Einkommen nur nominal, steigert die Inflation aber auf direkte Weise.
*) Monopolfirmen schaden anderen Firmen, gewerkschaftsdominierte Firmen anderen Belegschaften. *) zur Durchsetzung nicht-Lohn-bezogener Ziele (Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn), wg. Rationalisierung.
„Lohnsatz, Preis-Ausgestaltung, Produktivität und Arbeitsleistung bestimmen den Gewinn” „Der Gesamtgewinn des Firmensek­tors hat nichts zu tun mit Produktivi­tät, Lohnsatz, Arbeitsstunden, Aus­beutung, Kapital, Macht, Wettbe­werb, Monopolstellung, Abwarten, Risikofreude, Gier, Unternehmer­geschick, anderen subjektiven Fak­toren” [EKH 2015] oder Korruption. Der Gesamtgewinn entsteht im Geldkreislauf top-down aus Forderungszuwachs gegen andere Sektoren. Die neben­stehenden Größen wir­ken nur bottom-up auf den Anteil einer Firma am Gesamtgewinn (und auf das Gesamtwachstum).
„Unternehmen können ihren Ge­winn für den nächsten Abrech­nungs­zeitraum recht gut ab­schätzen.” Häufig sind die Gewinnschätzungen der Unternehmen entweder gemein­sam zu niedrig oder zu hoch. Das nennt man dann „Konjunktur-Ein­fluss”. Es wurden viele Theorien über die “business cycles” gebildet. Vermutlich liegt aber ein großer Teil gleichgerichteter Überra­schungen an Wirkungen der anderen Sektoren (top-down), dann (bottom-up) erwartungs­gemäß auf die Firmen verteilt !

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[Paetz (2)] Michael Paetz: „Inflation, Löhne und Produktivität” Universität Hamburg, Makro-Ökonomik für BWL, Dezember 2019.
[EKH 2015] Egmont Kakarot-Handtke: “Essentials of Constructive Heterodoxy: Profit” (übersetzt). University of Stuttgart, Institute of Economics and Law, 8.3.2015.

  2023, Oskar Fuhlrott, abgerufen am