Die Ukraine betont: „Die Brücke von Kertsch ist Ziel Nr.1”. Über diese Brücke rollt der russische Nachschub für die Krim und die Südukraine. Geschätzte 60-80 % des russischen Gesamtnachschubs erfolgen über diesen Weg (selbst zum schon lange eroberten Mariupol).
„… Der einzige andere Nachschubweg führt durch das kürzlich annektierte
Gebiet in der Südost-Ukraine.
Aber die sogenannte ‚Landbrücke’ … ist schwierig zu
durchqueren. Es gibt nur wenige Eisenbahnlinien, mit
großen Abständen, meist
eingleisig, und sie müssen Flüsse überqueren und Bewässerungskanäle,
die …” alle in Richtung Süden fließen. [SM09.10, übersetzt]
Nach (nächtlicher?) Zerstörung von Putins Brücke bekäme die Ukraine durch bloßes Abwarten die Krim quasi gewaltlos zurück — am Ende mit der Massenkapitulation hungernder, durstender Russen ohne Nachschub — nicht nur der üblichen ins Feuer getriebenen „Wegwerf”-Soldaten, sondern dann auch der zur Krim und Südukraine geschickten bestausgebildeten Berufssoldaten.
Strategie-Prof. Carlo Masala (Universität der Bundeswehr, München) empfiehlt einen Angriff in Richtung Krim, aber ohne direkten Angriff auf die Krim selbst — der unklug wäre. „Die russische Führung ist politisch unter Druck zu setzen, indem man die Krim-Eroberung androht, aber nicht ausführt” (eine Finte). „Die Ukraine könnte etwa die Versorgungslinien für die russischen Streitkräfte zur Halbinsel angreifen und den Nach­schub unterbrechen. Dann kollabiert die russische Front auf der Krim.” [Ma21.03]
Ex-U.S. Gen. Hodges: “When you look at the map, it starts to look more and more like a trap, or maybe a cul-de-sac for the Russians. And you can isolate it by first cutting the land bridge.” [Ho24.04]. It's not about pushing the Russians back. “It's about isolating Crimea and … bring up enough long-range weapons that Crimea becomes untenable for the Russian navy and the Russian air force to operate from there.” [Ho31.08].
Verteidigungsberater Nico Lange, Zeitenwende-Initiative der Münchner Sicherheitskonferenz: „Wenn die Krim abgeschnitten ist von der Versorgung bei Treibstoff und Munition, dann wird es schon sehr schwer werden für Russland, die Krim noch zu halten.” [La22.06]
Jetzt ist diese Großchance wohl schon verpasst.
Der “Independent” meldet: Statt der immer weniger
benutzten Krimbrücke wird die neue Eisenbahnlinie
Rostow–Mariupol–Berdjansk–Melitopol
bei der erwarteten Sommer-Offensive genutzt werden [Ra06.05, übersetzt].
Die ukrainische Armee könnte bald erschöpft zusammenbrechen.
Oberst Reisner sieht den „Zusammenbruch der Front”
und die Niederlage kommen. [Vo29.04].
Scholz wird weiter behaupten, er habe „alles getan”. „Wir werden noch lange Waffen und Munition an die Ukraine liefern …” [taz13.04]. Ex-NATO-Chef Rasmussen: Scholz' Zögern „wird ihn nicht zum Friedenskanzler machen”, sondern zum „Kanzler des ewigen Krieges” [Ra30.06].
Der britische Ex-Verteidigungsminister Heappey sagt nun voraus: Russlands Sieg könnte „den Westen Billionen … kosten” [He29.04]. Habeck: „Wir haben nicht genug getan” [Ha13.05].
Im Fall einer ukrainischen Niederlage würden wir eine riesige Anzahl
an Flüchtlingen dau-
erhaft unterbringen müssen.
Turnhallen und Wohncontainer reichten nicht.
Wir würden in den
Gemeinden Platz für Zeltstädte brauchen.
Dazu Kitas. Vielleicht Wohnraumbewirtschaftung…
Nun gibt es doch noch Hoffnung durch den späten
US-Beschluss zur Waffenhilfe für die Ukraine.
Erste Details [to21.04]:
• 5 Mrd. US-$: Munition (vorwiegend 155mm Artilleriegeschosse).
• 2 Mrd. US-$: Heeres-Raketen (mehr als 100 ballistische 300km-ATACMS
— sind den TAURUS jedoch nicht gleichwertig!)
• 366 Mio. US-$: Luftwaffen-Raketen.
• Außerdem viele gepanzerte Fahrzeuge.
• Wann kommen sie an?
• Sind sie schon im Einsatz?
Zielverbote für West-gelieferte Waffen setzen die Grenzgebiete dem Beschuss von jenseits der Grenze aus [Ba13.05][HE17.05, übersetzt]. Stoltenberg fordert, „Einschränkungen für den Einsatz der … Waffen aufzuheben” [Le27.05]. USA und Bundesrepublik erlauben der Ukraine jetzt, sich mit gelieferten Waffen in Grenznähe auch nach Russland zu wehren. Washington hat keine Einwände, dass von den USA und Deutschland gelieferte gepanzerte Fahrzeuge beim überraschenden ukrainischen Vorstoß in Richtung Kursk eingesetzt wurden [KH08.08, übersetzt].
Nach fehlenden Gegenreaktionen auf ukrainische →Schläge gegen russische Fernwarnanlagen „nimmt niemand” Putins Atom-„Drohung mehr ernst”. Munz: „Kreml ist in Dilemma” [nt31.05].
Über 150 Wissenschaftler fordern in Offenem Brief NATO-Aufnahme der Ukraine, die „keinen Konflikt mit Russland hervorrufen” würde [OL27.07]. Geheimdienstchef Budanow: Die Ukraine bereitet Zerstörung der Kertsch-Brücke zwecks Nachschub-Blockade vor [KI03.08, übersetzt].
Bisher wurden Bomben über den Zielen abgeworfen. Russische Gleitbomben starten nun schon aus 90km Entfernung. Artillerie war immer eine Distanzwaffe. Der TAURUS fliegt mit gleicher Treibstoffmenge dank Mantelstrom-Triebwerk doppelt so weit wie britisch-französische Modelle.
Gernot Kramper: „Reichweite … mehr
als 500 Kilometer …”.
Er „ist eine modulare Waffe,
die mit unter-
schiedlichen Gefechtsköpfen
unterschiedliche Ziele angreifen kann.”
Er „kann je nach Ziel
verschie-
dene Angriffskurven fliegen.”
„Für Flughöhen von 50 Metern und weniger müssen die
Geländedaten allerdings sehr genau sein.” [Kr13.03]
Flugbahn der ‘Storm Shadow’/SCALP oder des Standard-TAURUS als tödliche „Bunkerbrecher”:
Das Durchdringen der Bunkerdecke schaltet den Wolfram-Penetrator scharf für die Hauptexplosion in der eingestellten Tiefe. In Putins Krimbrücke entstünde aber lediglich ein Fahrbahnloch. Nur auf andere Kurven umgerüstete TAURUS können sie in der Breite samt Pfeiler zerstören:
Gernot Kramper: Mit anderem „Gefechtskopf … hofft man … die Brücke [zu] zerstören … wenn mehrere … eingesetzt werden. Die Brücke wäre dann nicht mehr nutzbar und wegen … ihrer Konstruktion in Kriegszeiten … kaum instandzusetzen.” [Kr13.03]
Die Zerstörung von Putins (dann menschenleerer) Brücke wollen wir quasi gewaltlos nennen.
Aus fadenscheinigen (taktischen) Gründen blockiert Scholz
diesen großen Game-Changer und nimmt
so bisher ca. 200-600tausend vermeidbare Tote und Verwundete
(beider Kriegsseiten zusammen) hin!
Genügt allein das Gefühl
hochgehaltener „Friedensgesinnung” —
ohne eine Verantwortung für das Schicksal so Vieler?
F. Umbach: Allein die russischen Verluste betragen ca. 700'000 Tote und Verwundete [FU10.07]
Ausgelagert: →Wer ist wann Kriegspartei? Wann schweigen die Waffen?
Putin sendet Einschüchterungssignale, als wäre er ein Riese. Aber wirtschaftlich (und somit auch nach Rüstungsmöglichkeiten) ist er ein Zwerg (jedoch mit Atomwaffen): Die NATO insgesamt hat die 20-fache Wirtschaftskraft Russlands (in BIP)! (Sogar die 33-fache? [BK27.03])
Der Verzicht der Ukraine nach 1990 auf ihre Atomwaffen-Bestände aus Sowjetzeiten — gegen eine ausdrückliche Garantie ihrer territorialen Unversehrtheit — war ihr Fehler. Putin hätte eine drittgrößte Atommacht Ukraine nicht anzugreifen gewagt. Nie wieder wird eine Nuklearmacht solchen Garantien vertrauen! Und sogar Mitbenutzung des Hafens Sewastopol erlauben …
Es wurden zunächst nur Sanktionen beschlossen — mit gemischtem Ergebnis. Werden unter marktmäßigen Bedingungen ausgehandelte Verträge zwischen westlichen und russischen Wirtschaftspartnern sanktioniert, muss nach volkswirtschaftlicher Lehre der finanzielle Schaden auf beiden Seiten gleich groß sein. Werden westliche Firmen zur Aufgabe ihrer Niederlassungen gedrängt, erleiden sie durch Einnahmenausfall und Notverkauf sogar weitere Verluste.
Anders sieht es aus bei Handelsverboten für militärisch nutzbare oder ‘dual-use’ Güter, die den Sanktionierten behindern sollen bei der Waffenproduktion. Das Problem ist aber die Überwachung und Verhinderung einer Beschaffung über Drittländer. Russland kann inzwischen 70 % der Werkzeugmaschinen und 90 % der Mikroelektronik aus China beziehen [ntv30.04].
Zur Produktion von Munitionssprengstoff wird Chinas Lieferkette für Baumwoll-Linters benötigt [Gö12.12]. Russland erhält z.Zt. mehr Nitrozellulose von China als der Westen [EH26.04].
Rein imperialistischer
Grund russischer Angriffe: die Bodenschätze unter
Schewtschenkowskoje beim immer noch umkämpften Kurachowe: Reinstes
„Lithium im Wert von Hunderten Milliarden Dollar.” [Br23.06].
Das Vorkommen wäre wohl
„eines der größten der Welt” [De02.09].
E. Topol: Es ist die „Spezialoperation
zur Beschlagnahme von ukrainischem Lithium” [IS28.06].
Armin Papperger (Rheinmetall) hält uns „für einen konventionellen Krieg nicht gerüstet.” Der Wehretat sollte um „mindestens 30 Mrd. € erhöht werden”. Für volle Munitionslager werde man 10 Jahre lang produzieren müssen [dp03.05]. Jetzt hat Rheinmetall mit einem aufgestockten Rahmenvertrag von der Bundeswehr zur Munitionsproduktion den größten Auftrag seiner Firmengeschichte erhalten [dp20.06].
Ohne die USA würde unsere Verteidigung extrem schwierig. Europa fehlt genügend atomares Drohpotenzial und Zweitschlagsfähigkeit (Abschusssilos, U-Boote und Bomber in Bewegung).
N. Bugayova, F.W. Kagan, K. Stepanenko (ISW): Wir „sollten erkennen,
dass der Kreml mit enormem
Aufwand …
ein Bild der Wirklichkeit zu erzeugen versucht, das in Gänze falsch ist
— Russland hatte kein
Recht zur Invasion der
Ukraine, hat kein Recht, die Ukraine zu beherrschen, war nicht zu dieser
Beset-
zung provoziert worden, wird nicht
unvermeidlich gewinnen, wird nicht unvermeidlich zum vollständigen
Krieg
gegen die NATO eskalieren, und Hilfe für
die Ukraine bei der Befreiung ihrer strategischen Gebiete
ist der
einzig tragfähige Weg zum dauerhaften Frieden …”.
„Russland kann die Ukraine oder den Westen nicht besiegen
… wenn der Westen seine wirt-
schaftlichen Möglichkeiten
mobilisiert, um dem Kreml zu widerstehen” [BK27.03, übersetzt].
BIP-Vergleich: NATO/Russland = 63/1,9
= mehr als das 33-fache!
ISW: „Der Kreml zielt auf westliche Entscheidungen mit einer reflexiven Beeinflussungskampagne durch nukleare Herausforderungen und diplomatische Manipulation.” Reflexive Kontrolle ist die vom Sowjet-/(später)US-Psychologen Wladimir Lefebrew entwickelte Propagandataktik* der Übertragung von Entscheidungsgründen auf den Gegner, in drei Ebenen: 1) die Person, 2) die Wahrnehmung dieser Person, 3) die Wahrnehmung des Kommunikationspartners durch die Person. Vorgehen: Die „eigenen Entscheidungsgründe” als Vorwürfe „dem Gegner durch Provokationen, Intrigen, Verschleierungen, Erzeugen falscher Sachverhalte und Lügen aller Art” anzurechnen und vorzuhalten [HW06.05, übersetzt]. *) auch schon von Donald Trump und Ex-Berater Steve Bannon benutzt.
Militärökonom Keupp: Langfristig verliert Russland,
wenn der Westen nur weiter liefere.
„Es gewinnt, wer
… das höhere Industriepotenzial
hat”: Demnach dürfte Russland (spätestens 2026) verlieren [Ke29.04].
Generaloberst Mordwitschew in Russlands TV: Ukraine „nur Zwischenstufe” im Krieg. Mit Ost-Europa (Estland, Lettland, Litauen…), „welches wir angreifen müssen,” werde es dauern [Gö12.05]. Estlands Oberst Tikerpuu: die stationierten NATO-Truppen könnten „eine Invasion für einige Wochen” abwehren [Sc01.07].
R. Bailey, F.W. Kagan (ISW): Neue US-Lieferungen zeigen Russland,
dass die Ukraine nicht fallen gelassen wird.
„Ukraines Sieg bleibt möglich,
solange der Westen sich” dafür einsetzt [BK22.05, übersetzt].
Osteuropa-Historiker Baberowski unkt:
„Am Ende wird Putin bekommen, was er verlangt” [BP04.06].
Pläne, Putin bereits besetzte Gebiete zu überlassen,
hält Kiew für „nicht verhandelbar” [Ma04.07].
US-Historiker
T. Snyder: Putin würde auch solchen „Friedensdeal …
brechen” — er „kann gar nicht anders” [TS12.07].
US-Generalleutnant a.D. Hodges: Russland kann besiegt werden,
wenn wir konsequent Waffen liefern
[Ho06.07].
Sicherheitsberater Heusgen: „Putin wird
große wirtschaftliche Schwierigkeiten bekommen”
und das
„nicht aushalten” [MD07.07].
NATO-Expertin Stefanie Babst: Wir müssen
„die russische Regie-
rung zu Fall bringen” [Ba05.07].
Die NATO-Zögerlichkeit könnte sich bei Sieg Trumps rächen [Ba10.07].
Quellen
Autor/Gestalter/Programmierer: Dipl.-Volkswirt Dipl. Informatiker Oskar Fuhlrott, März-August 2024
Abgerufen am ©: Kopieren/Verbreiten erwünscht (z.B. mit Angabe Link-Adresse oder Autor-Name)