CRISPR/Cas — Technologiesprung des Jahrzehnts (1)
Herkunft
CRISPR¹ (ohne Zusatz) bezeichnet leicht identifizierbare, besondere Nukleinbasen-Sequenzen in den Genen. Dazu wurde eine Gruppe von Genen entdeckt, die in allen untersuchten Organismen nahe der Position der CRISPR lagen (so genannte Cas²). Das führte zur CRISPR/Cas-Methode (genannt „Gen-Schere”), die gezieltes Editieren von DNA- bzw. RNA-Strängen ermöglicht (Auftrennen, Herausschneiden, Zusammenfügen, Einfügen neuer Sequenzen). [1,2]
Diese Technologie imitiert die Methode der Bakterien zum Aufbau ihrer Immunabwehr gegen Viren: Wiedererkennen und Entfernen von Schadsequenzen.
Grundlagen der →Gentechnik
Alle Lebewesen bestehen aus Zellen — mit einem „Alfabet” ihrer DNA aus vier Nukleinbasen A, G, T, C¹ — in der chromosomalen Doppelhelix immer gepaart: A-T und G-C [3]. A ist also die komplementäre Nukleinbase zu T, G ist komplementär zu C. Die „Buchstaben”-Folgen insgesamt definieren den Bauplan, sogar bei Viren (gelten mangels Zelle und Stoffwechsel nicht als Lebewesen). Die Eiweiß-Synthese wird über die RNA gesteuert. In ihr ist T durch U ersetzt.
Unsere Möglichkeiten, Basen-Folgen der DNA oder der RNA lesen zu können, wurden durch Fortschritte in der (teil-)automatischen Sequenzierung erleichtert, beschleunigt und verbilligt: „Während das ‚Human Genome’ Projekt, bei dem das menschliche Erbgut sequenziert wurde damals noch 13 Jahre gedauert hatte, könnte das gleiche Vorhaben mit den neuesten Technologien heute innerhalb eines Tages für einen Bruchteil der Kosten vollbracht werden” [6].
Beteiligte Nukleinbasen-Sequenzen
Die CRISPR-Sequenz enthält als Kern ein zweiteiliges Quasi-Palindrom — eine Nukleinbasen-Folge, die ihrer genau umgekehrten komplementären Sequenz gleicht und sich nach einer dazwischengefügten kurzen „Spacer”-Folge wiederholt. CRISPR-Abschnitte haben keine genetische Funktion (d.h. keinen Code zur Produktion von Aminosäuren). Sie dienen nur zum Erkennen benachbarter Abschnitte. Unter Einwirkung eines speziellen Enzyms falten sie sich (dank des Palindroms) zu einer geometrischen „Haarnadel”-Form:
Vorbild Immunsystem
„Wenn eine Mikrobe durch ein Virus befallen wird, ist Aufgabe der ersten Stufe der Immunantwort, virale DNA einzufangen und in Form eines Spacers in eine CRISPR-Stelle einzupflanzen.” [7, übersetzt]
CRISPRs „… arbeiten … wie ‚Erkennungs-Sonden’ gegen das Virus. Cas9 ist das Eiweiß, das den Schnitt ausführt …” [8].
„CRISPR/Cas9 als Molekülwerkzeug verursacht DNA-Brüche an zwei Stellen” [7, übersetzt]. Das ermöglicht weitere genetische Manipulation durch endogene DNA-Reparaturmechanismen. Unter den an mehreren Stellen-auftretenden CRISPR-Folgen wird meist die zum Einfügen des Spacers gewählt, die dem Sequenzbeginn am nächsten liegt.
Vermutet wird ein Mechanismus, der an der Fremd-DNA in Dreier-Schritten entlang gleitet, bis er einen passenden Spacer findet. „Cas-Proteine spalten die erkannte lange Sequenz am Ende der passenden Region auf und hinterlassen eine einzige crRNA (CRISPR-RNA) mit einem kleinen Rest der paarigen Wiederholungssequenz.” [7, übersetzt]
Oskar Fuhlrott,