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Eine Auflösung ökonomischer „Paradoxien”

Intuitive Vermutung  (Laiensicht) Makroökonomische Realität Grund
Teilung der Einkommensfaktoren in Kapi­tal und Arbeit? „Arbeit und Kapital erkämp­fen sich ihre Faktoranteile als Lohn und Profit” Profit ist kein Faktoreinkommen, ist von bei­den Gruppen fast unbeeinflussbar (außer per Nettoinvestitionen+Gewinnausschüttungen) Gewinn des Firmensektors entsteht monetär über Verschuldung anderer Sektoren. Einzel­wirtschaftliche Effekte wirken nicht bottom-up
„Produktivitätssteigerungen erhöhen den Gewinn” Gesamtwirtschaftlich steigern sie nur das Wirtschaftswachstum Produktivitäten haben keinerlei Bezug zum Ge­samtgewinn des Unternehmenssektors
„Der Mindestlohn erhöht die Kosten ⇒  Entlassungen sparen Kosten” EKHs „Beschäftigungsgesetz”: Mindestlohn­anstieg allein erhöht Beschäftigung Rückkopplung über den Beschäftigungsmultipli­kator (Keynes+EKH) im Kreislauf
„Monopole oder Ausbeutung erhöhen den Gewinn der Unternehmen” Sie bewirken keine Erhöhung des GESAMT­gewinns des Unternehmenssektors Sie wirken nur auf die Aufteilung des Gesamt­gewinns unter den Firmen, nicht seine Höhe
„Lohnsenkungen und Billig-Jobs schaffen mehr Arbeitsplätze” Stattdessen senken sie im Kreislauf die Kon­sumnachfrage und befördern damit Entlas­sungen Über benötigte Arbeitsleistungen entscheidet der Produktmarkt per Preismechanismus der erwarteten Verkäufe — nicht der Arbeitsmarkt
„Die Bindung der Arbeitslosenhilfe an das Fordern von regelmäßigen Bewerbungen und Arbeitsannahmezwang verringern die Zahl der Arbeitslosen” Arbeitsmarkt-Maßnahmen der Arbeitsagen­turen sind wirkungslos verschleudertes Geld. Und sie belasten die Wirtschaft mit zusätz­licher Bürokratie (Sichtung, Rücksendung) Eventuelle lokale Erfolge solcher Maßnahmen heben sich durch Entlassungen an anderer Stelle auf („Drehtür-Effekt”). Das kann sich allenfalls nahe der Vollbeschäftigung ändern
„Der Staat oder die Rentenversicherung können für später sparen, indem sie Geld zurücklegen” Übertragung von Geld in die Zukunft geht weder gesamtwirtschaftlich noch für län­gere Zeiträume (Mackenroth-Theorem) Es ist kein Sparen, sondern Wert­ver­nich­tung. Nötig wäre stattdessen eine Kette aus Schuld­verhältnissen oder der „Generationenvertrag”
„Es herrscht eine Gleichgewichtstendenz zum Schnittpunkt einer Angebots- mit einer Nachfragekurve” Eine solche Tendenz gibt es in der Makro­ökonomie nicht, und deren Gleichgewichts­punkt ist auch allen Beteiligten unbekannt Zwar beeinflussen Gesamtangebot und Gesamt­nachfrage das Preiniveau, aber ohne gesamt­wirtschaftlich genauer definierbare Funktionen
„Preise spiegeln die Nutzen- bzw. Grenz­nutzen-Verhältnisse wieder” Die Makroökonomie kennt weder Nutzen noch Grenznutzen. Das Preisniveau bildet sich (etwas verzögert) gemäß dem Preisme­chanismus aus Lohnsatz und Produktivität Nutzenfunktionen sind nicht messbar, gehören ins Reich der bloßen Vermutungen und Vorstel­lungen und sind — wenn es über Individuen hinausgeht — auch mathematisch undefiniert
„Die Größen Lohnsatz, Preisgestaltung, Pro­duktivität und Arbeitsleistung beeinflussen den Gewinn” Der GESAMT-Gewinn hat NICHTS zu tun mit Produktivität, dem Lohnsatz, den Arbeits­stunden, Ausbeutung, Wettbewerb, Kapital, Macht, Monopolstellung, Abwarten, Risiko­freude, Gier, Geschick der Unternehmer oder anderen subjektiven Faktoren (EKH 2017) Der Gesamtgewinn entsteht rein monetär im Geldkreislauf aus dem Forderungszuwachs der Unternehmen gegenüber den Finanzsalden der anderen Sektoren. Die genannten Größen wir­ken nur top-down auf den Anteil einer Firma am Gesamtgewinn (und das Gesamtwachstum)

 EKH = Egmont Kakarot-Handtke, Universität Stuttgart Zur Startseite: http://www.fuhlrott.eu/index.html

Oskar Fuhlrott,