P - Gewinne
Relative Gewinne
Ein Unternehmen kann sich auf viele Arten gegenüber
Wettbewerbern (oder durch Behinderung des Wettbewerbs selbst)
einen relativen Vorteil verschaffen:
• Rationalisierung, technische Modernisierung, Ausbeutung, …
• Monopolisierung, usw.
Die Ebene des Vorteils ist mikroökonomisch, d.h. im Verhältnis zu anderen Firmen. Wie ich in „Logik der Teile und Logik des Ganzen” zeige, kann nicht jedes Mittel, das die Performanz eines Einzelnen steigert — angewandt von Allen — auch die Gesamt-Performanz erhöhen. Es ist also ein Logik- bzw. Denkfehler (bekannt als fallacy of composition), anzunehmen, dass z.B. Produktivitätsfortschritte (die den relativen Gewinn gegenüber Wettbewerbern steigern) auch den Gesamtgewinn des Unternehmenssektors stärken würden. Der wird vielmehr aus ganz anderen Quellen erzeugt.
Gesamtgewinn des Unternehmenssektors
Wie in Firmen gilt zunächst auch hier: Gewinn = Erlöse - Kosten. Die Erlöse entstehen aus dem Verkauf der Güter und Dienstleistungen, die (makroökonomisch einzigen) Kosten sind die Summen der Löhne und Gehälter. Löhne und Gehälter werden zu Einkommen und dann zu Nachfrage. In der reinen Konsum-Ökonomie wird nur mehr verkauft, wenn sich die Privathaushalte verschulden. Weniger verkauft wird, wenn die Privathaushalte sparen.
Für die Forderungssalden zwischen den Sektoren gilt: Gibt ein Sektor mehr aus als er einnimmt, verschuldet er sich — umgekehrt steigert er sein Finanzvermögen. Weltweit gilt immer: Finanzvermögen - Schulden = 0. Es gilt auch für den Gesamtsaldo der üblichen vier Sektoren. Sparen ist das Anhäufen von Finanzvermögen bzw. Abbau von Schulden; Verschuldung ist das Gegenteil. Daraus folgt:
Aufgrund der Änderungen im Geldbestand und der Allais-Identität ( Qre=I−S oder: einbehaltene Gewinne = Nettoinvestitionen der Unternehmen - Sparen der Privathaushalte [3, 4, 5]) kann das auch ausgedrückt werden in Form von Sparen, Verschuldung und Gewinn:
„Makroökonomischer Gewinn hängt weder von Arbeitsleistung noch von Produktivität ab. Dies ist etwas überraschend für Ökonomen und Philosophen, die immer noch gefangen sind in der alten Welt der Walrasianer, Keynesianer, Marxisten, Austrianer, …” [1, übersetzt]
Zusammenbruch des Unternehmenssektors?
Ohne Gesamtgewinn kann der Unternehmenssektor nicht lange überleben. Die Gefahr eines Gesamtverlusts entsteht aber (entgegen vielen Konjunkturtheorien, anders auch als im obigen Beispiel) nicht zyklisch, sondern erratisch, eher zufällig. [2]
Bisher hat der Zufall einen Zusammenbruch des Unternehmenssektors wegen länger ausbleibendem Gesamtgewinn verhindert. Sollte das jedoch auf nationaler bzw. EU-Ebene passieren, würde es eine schwere Krise auslösen, aber noch könnten andere Länder einspringen mit ihren Unternehmen sowie durch Kredite. Geschieht es weltweit, ist schwer vor­stellbar, wie wieder eine Gewinnerzielungszuversicht verbreitet und der Unternehmenssektor neu aufzubauen wäre. Ich zweifle sogar, dass der Unternehmenssektor als Ganzer einen Rutsch in die Verlustzone überhaupt überstehen könnte. Wie wäre die Koordination von Produktion/Nachfrage/Geldumlauf (Einkommen) dann neu zu organisieren? Die Marktwirtschaft ist ein ganz langsames (schon fast 250 Jahre laufendes!) Schneeballsystem.
Gleichzeitig sammeln sich Teile der Geldmenge im Unternehmenssektor an und werden aus Nicht-Unternehmenssektoren abgezogen. Dieses stetige Verlagern der Finanzmittel verteilt die Vermögen unaufhaltbar fortlaufend ungleicher.
Oskar Fuhlrott,