CRISPR/Cas9 — Technologiesprung zur Genschere (2)
Gen-Editing: Finden von CRISPRs und Zurechtschneiden
„CRISPRs … weisen … Sequenzähnlichkeiten auf. Ihr bemerkenswertestes Merkmal sind sich wiederholende Spacer und direkte Wiederholungen. Dies macht CRISPRs leicht erkennbar in langen DNA-Sequenzen …”. [1]
„Eine sgRNA¹ … ist ein künstlich hergestelltes RNA-Molekül, um die Funktion von Cas9 in dem CRISPR/Cas-System zu steuern” [2].
„Ein ternärer Komplex ist ein Proteinkomplex, der drei verschiedene Moleküle enthält, die zusammengebunden sind.” [3].
„Die pre-crRNA wird während der Bearbeitungsphase der CRISPR/Cas-Immunabwehr in crRNA (für CRISPR RNA) bearbeitet (die sogenannte post-transkriptionelle Modifikation). Sie besteht hauptsächlich aus einer ‚Spacer’-Sequenz, die komplementär zu einer bestimmten Target-DNA ist, aber auch aus einem Teil der Palindrom-Sequenz, die mit der tracrRNA … paaren kann.” [5] Die künstlich hergestellte crRNA ist ein einziges RNA-Molekül. „Somit kann man einen Teil der sgRNA wunschgemäß ersetzen, so dass sie komplementär zu jeder beliebigen DNA-Sequenz ist, ohne ihre Fähigkeit zu beeinträchtigen, an Cas9 zu binden” [6]. Neuere Software-Tools wie DSSR [7] helfen, die räumliche Struktur von DNA- und RNA-Sequenzen herauszufinden, die für ihre biogenetische Funktionsweise entscheidend ist.
„Forscher … können die ‚CRISPR-Sonden’ so programmieren, dass sie im Erbgut jeden beliebigen Abschnitt suchen und schneiden. Genbausteine können entfernt oder ausgetauscht werden.” [8]
Erste Anwendungen
CRISPR/Cas wurde eingesetzt u.A. zum Abschalten von Genen in menschlichen Zellen, Veränderungen von Hefen (zur Produktion von Bio-Treibstoff oder neuen Nahrungsmitteln) und von Moskitos, damit sie keine Malaria mehr verbreiten, Genmodifikation von Pflanzeneigenschaften (statt konventioneller Züchtung), sowie Heilung einer Patientin von genetisch bedingter Sichelzellen-Anämie [9].
Es gibt in den USA Firmen, die Genom-Editing bereits kommerziell anbieten oder die Anwendung planen. Bei einigen sanken zeitweise die Kurse, nachdem in einem Artikel die Präzision von CRISPR/Cas9 angezweifelt wurde. [10]
Forscher an der Cardiff Universität haben einen neuen Typ von Killer-T-Zellen entdeckt, deren Rezeptor fast alle menschlichen Krebstypen erkennt und die sie abtöten, aber die gesunden Zellen verschonen — was bisher in diesem Umfang für unmöglich gehalten wurde [11]. In einer Pilotstudie testeten US-Forscher mit der Genschere Crispr/Cas9 bei drei Patienten mehrfache Veränderungen von T-Zellen (Immunzellen). Die modifizierten T-Zellen waren in den Patienten noch bis zu neun Monate in der Lage, Krebszellen abzutöten [12].
Es ist klar, dass solche direkten Eingriffsmöglichkeiten in die Erbsubstanz von Lebewesen ethische Fragen aufwerfen, allerdings weniger beim Einsatz zur Pflanzenzucht als bei Eingriffen in Genome höherer Lebewesen. „Der Neurowissenschaftler und Crispr-Pionier Feng Zhang warnt davor, die revolutionäre Technik der Genschere zur DNA-Veränderung von Embryonen zu missbrauchen. Zugleich hofft er, mit der Technik neue Formen von Arzneimitteltherapien gegen Krankheiten wie Krebs entwickeln zu können” [8]. Ein Genforscher in China, der die DNA von zwei Zwillingsschwestern in illegaler Weise manipuliert hatte, wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. China hatte die Forschung zur Gen-Manipulation von Embryos verboten[13].
Noch sind den Anwendungen in den meisten Ländern gesetzlich enge Grenzen gesetzt. Die Diskussion ist im Gange [14]. Einen ausführlichen Kommentar gibt der Biologieforscher Santiago Gisler auf ntv [15].
Oskar Fuhlrott,