S - Begriffe Investitionen und Sparen

I = S? — Fabian Lindners Erklärung

Wie ist die Formel gesamtwirtschaftliche Investitionen (I) sind gleich den gesamt­wirtschaftlichen Ersparnissen (S) zu interpretieren? „Ganze Weltanschauungen scheiden sich daran, wie dieses Gleichheitszeichen zu inter­pretieren ist.” „Grundproblem: Eine buchhalterische Identität wird als kausaler Zusammenhang zwischen zwei (vermeintlich) unterschiedlichen Größen inter­pretiert.”[1]

Sparen ist die Veränderung des Reinvermögens in einem bestimmten Zeit­raum.”[1]

Investitionen „sind rein definitorisch eine der zwei Formen des Sparens”[1], näm­lich das Sparen in Sachvermögen im Unterschied zum Sparen in Geldver­mögen. Der Saldo der Geldvermögen — geldliches Sparen minus Schulden — ist gesamt­wirtschaftlich immer null.

„In der Gesamtheit kann man nur in Form von Sachvermögen sparen, also inves­tieren. Genau das heißt die Formel I = S.”[1]

„ … was die Formel nicht bedeutet: Sie bedeutet nicht, dass die Ersparnis der Haushalte von den Unternehmen investiert wird. So etwas Ähnliches denken oft die Neoklassiker. Sie heißt auch nicht, dass das, was Unternehmen investieren, dann irgendwie zu einer entsprechenden Ersparnis bei den Haushalten führt. Sowas denken manche Keynesianer.”[1]

„Ob die Haushalte ihr Nettogeldvermögen also erhöhen, verringern oder gleich lassen — immer ändert es sich bei den Unternehmen im gleichen Maß (nur mit umgedrehten Vorzeichen). Gesamtwirtschaftlich addieren sich also notwendig alle Änderungen des Nettogeldvermögens zu null und übrig bleiben die neuen Maschinen, also das I (= S).”[1]

I ≠ S! — Kakarot-Handtkes Richtigstellung

Sparen und Investitionen sind niemals gleich. Ihre Differenz ist gleich der Dif­ferenz zwischen Gewinn und ausgeschüttetem Gewinn, welche gleich der Dif­ferenz zwischen Investitionsausgaben und dem Sparen der Privathaushalte ist. In der Realität sind aber Gewinn und ausgeschütteter Gewinn nie gleich. Die Verteilung des Realkonsums in der Zeit wird auch nicht bestimmt durch die kol­lektive Zeitpräferenz der Privathaushalte (ausgedrückt durch Sparen und Ent­sparen). Sind die Investitionen null, erzeugt das Sparen einen Verlust gleicher Höhe. Monetä­rer Gewinn gleicht dem Entsparen und nicht-monetärer Gewinn den Abschrei­bungen.[2, übersetzt]


[1]) Fabian Lindner: „I = S, was heißt denn des?”. ZEIT ONLINE, Blog Herdentrieb, 13.5.2015.
[2]) Egmont Kakarot-Handtke: “Settling the Theory of Saving”. SSRN Report 2220651, 22.2.2013, Revised 18.6.2015.

Oskar Fuhlrott,