M - Industrielle Produktion und bezahlte Arbeit
Die industrielle Produktionsweise
Kennzeichnend für das industrielle Zeitalter ist die mehrstufige Produktion und die Aufteilung in Investitionsgüterindustrie (liefert an andere Unternehmen) und Konsumgüterindustrie (liefert an Endverbraucher). Es bilden sich ganze Wertschöpfungsketten aus verschiedenen Firmen. Die Fließband-Arbeit optimiert die mehrstufige Produktion durch kürzeste Wege.
Produktionsoptima stärken aber nur das Wachstum, nicht den Gesamtgewinn.
Bezahlte Arbeit
Die Produktionswirtschaft verwendet bezahlte Arbeitskräfte, die nur auf Zeit eingestellt werden und weitgehend auswechselbar sind. Mikroökonomisch gelten die Marktmechanismen: Der Arbeitgeber sucht sich die Arbeitskräfte nach Eignung und möglichst geringer Bezahlung; der Arbeitnehmer wählt seinen Arbeitgeber nach den Arbeitsbedingungen und möglichst hoher Bezahlung.
Makroökonomisch sind die Arbeitskosten (Lohn/Gehalt) die einzigen Faktorkosten, da alle anderen Kosten sich letztlich in Arbeitskosten anderer Unternehmen auflösen lassen. Makroökonomisch ist der Arbeitsmarkt unwirksam. Für die Gesamthöhe der Beschäftigung ist es bedeutungslos, ob oder wie sich die Arbeitslosen um einen Arbeitsplatz bemühen und wie sie trainiert werden.
Ist die makroökonomisch bestimmte Beschäftigungshöhe erreicht, halten sich Neueinstellungen und Entlassungen die Waage. Für jeden (evtl. nach intensiver Bewerbung) neu Eingestellten wird (statistisch) ein bisher Beschäftigter frei gesetzt („Drehtür-Effekt”). „Arbeitsmarkt-Förderung”, das „Fordern” der Arbeitsagenturen, ist also kontraproduktiv und mit den Auflagen und regelmäßigem Bewerbungszwang reine Schikane. Die Gesamtbeschäftigung hängt von mehreren anderen Faktoren ab (→ Lektion N „Arbeitslosigkeit und Vollbeschäftigung”) — nicht jedoch vom Arbeitsmarkt.
Die Verteilung
Das Verhältnis von Lohn-/Gehalts-Summe zum Gesamtgewinn wird durch Faktoren bestimmt, die beide Seiten kaum beeinflussen können (→ Lektion P „Gewinne”, Lektion Q „Verteilung”). Insbesondere haben Tarifverhandlungen keinen Einfluss auf die Reallöhne.
Das Anhäufen von Vermögen einerseits und Schulden andererseits ist durch Geldmengen-Effekte im Mechanismus für den Gesamtgewinn fest eingebaut, aber in Umfang (und Vorzeichen?) weder vorhersagbar noch direkt steuerbar.
Oskar Fuhlrott,