L.c - Kredite und andere Transaktionen im Geldsystem
Langlebige Mythen über die Finanzierung der Bankkredite
Etwa ein Jahrhundert lang haben die Banken die fake news verbreitet, dass sie das Geld der Sparer verleihen und so die Kredite finanzieren (im Ausland als loanable funds Theorie bekannt). Das sollte wohl die Illusion einer konstanten Geldmenge verbreiten (die sich in Wirklichkeit an die Finanzanforderungen anpasst und „atmet”). Dieser Mythos steht noch in vielen Lehrbüchern [1].
„Tatsächlich ist es nämlich genau umgekehrt” (schon Hartley Withers 1909). „Durch die Kreditvergabe entstehen also die Einlagen der Sparer” [2].
Auch erlaubt Umwandeln von Bargeld oder Sichteinlagen in Spar- oder Termineinlagen den Banken langfristige Kreditrefinanzierung (Fristentransformation). Anleger könnten aber überschüssiges Geld den Unternehmen auch selbst verleihen.
Transaktionen: Zentralbank, Geschäftsbanken und Kunden
„Banken schöpfen neues Geld, wenn sie Kredite ausgeben, was finanzielle Schwankungen anstoßen und verstärken kann”. „Moderne Zentralbanken streben Zinsziele an und müssen so viele Reserven ausgeben, wie das Bankensystem bei diesen Zielen anfordert” [3, übersetzt].
Einführung: hbls Makroökonomischer Bilanz-Visualisierer — ein interaktives grafisches Instrument zum Lernen der Funktionsweise der Geldwirtschaft [4].
„Reserven”* sind ein besonderes Zentralbankgeld für den Interbankenmarkt und nur an Banken verleihbar – was keinerlei Transport beinhaltet, sondern nur auf Konten der Zentralbank passiert. Das Zentralbankgeld und das Bargeld/Giralgeld haben getrennte Umläufe und können sich nicht mischen. Geschäftsbanken benötigen Reserven zum Begleichen von Überweisungssalden zwischen den Banken jeweils um Mitternacht. *) Sie haben nichts mit den in Bilanzen bekannten „stillen Reserven” zu tun (die sind Teil des Eigenkapitals). |
Bargeld wird zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken per Geldtransporter ausgeliefert. Ein- und Auszahlungen in den Geschäftsbanken geschehen über Kassenschalter oder Geldautomaten. Giralgeld sind Sichtguthaben auf Bankkonten, über die ihre Inhaber durch Überweisung/Scheck verfügen können. Es entsteht auch durch Einzahlen von Bargeld, hauptsächlich jedoch per Kreditgewährung der Geschäftsbanken („Geldschöpfung”). |
Outside money: Reserven (Interbankengeld) und Bargeld | Inside money: Giralgeld |
„Heutzutage hat sich die Zinssteuerung auch offiziell durchgesetzt: Eine Zentralbank glättet den Zins im sogenannten Interbankenmarkt und stellt jederzeit genügend Reserven zur Verfügung, um diesen Zinssatz durchzusetzen”.[6] „Tatsächlich stellt die gesetzlich vorgeschriebene Eigenkapitalquote eine wirksamere Begrenzung der Kreditvergabe dar, auch wenn sie ebenfalls nicht als Allheimittel angesehen werden kann. Die Mindestreserve hingegen ist von untergeordneter Bedeutung*, da Banken sich jederzeit über Nacht Reserven von der Zentralbank leihen können, sofern sie über genügende Sicherheiten in Form von z.B. Wertpapieren verfügen. Der bedeutendste Grund dafür, dass Banken Reserven brauchen, ist der Zahlungsausgleich zwischen Banken im Interbankenmarkt.” „Ob eine Sicherheit gut genug ist, hängt vom Rating der Ratingagenturen ab. Die Mindestanforderungen an das Rating sind während der Finanzkrise deutlich gesenkt worden, da andernfalls der gesamte Bankensektor nicht genügend Sicherheiten ausgewiesen hätte, um sich mit Liquidität zu versorgen” [6].
*) In Schweden, Großbritannien, Kanada und Australien ist die Mindestreserve-Pflicht abgeschafft. In der Eurozone beträgt sie nur noch 1% der Mindestreserve-Basis (%-Anteil der reservepflichtigen Einlagen).
„Als monetäre Staatsfinanzierung bezeichnet man den direkten Ankauf der Zentralbank von Anleihen am Primärmarkt. Ein solcher direkter Ankauf von Staatsanleihen ist der EZB untersagt. Allerdings darf sie auf dem Sekundärmarkt, also von den Geschäftsbanken, Anleihen kaufen.” „Wir sehen …, dass es langfristig keinen Unterschied macht, ob die Zentralbank die Anleihen am Primär- oder am Sekundärmarkt kauft.” „Direkte und indirekte monetäre Staatsfinanzierung sind aus buchungs-technischer Sicht identisch.” [7]
Oskar Fuhlrott,