I - Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und Simulation
Nationale Buchführung
Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ist „die umfassende Buchführung eines Landes zur Erfassung der Güter- und Einkommensströme zwischen den Bereichen private Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland. Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung stellt u. a. die Entstehung (Entstehungsrechnung), die Verteilung (Verteilungsrechnung) und die Verwendung (Verwendungsrechnung) des … Bruttoinlandsprodukts … getrennt nach Wirtschaftssektoren dar.” [1]
Doppelte (double entry) Buchhaltungssysteme sind der Formalismus, der Strom- und Bestandsgrößen gemeinsam behandeln kann. Außerdem sind sie immer konsistent. Üblich ist das System of National Accounts (SNA).
„Im Kontensystem der VGR wird ersichtlich,
wie die einzelnen Teile von der Güterproduktion bis zur
Veränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten
zusammenhängen. Es gibt folgende Konten:
(a) Ein zusammengefasstes Güterkonto,
das einen umfassenden Überblick über die Herkunft und
Verwendung der Güter in der Volkswirtschaft gibt;
(b) Sektorkonten, die jeweils einen Ausschnitt
des wirtschaftlichen Geschehens abbilden:
Produktionskonten, Einkommensentstehungskonten,
primäre und sekundäre Einkommensverteilungskonten,
Einkommensverwendungskonten, Konten der Reinvermögensänderung;
(c) Außenkonten, die die Transaktionen zwischen gebietsansässigen und gebietsfremden Einheiten (übrige Welt) ausweisen.” [2]
Beispiel: Bruttoanlagevermögen zu Wiederbeschaffungspreisen am Jahresende 2018 [nach 3] | |||
---|---|---|---|
Nutztiere und Nutzpflanzungen |
Ausrüstungen einschließlich militärischer Waffensysteme |
Bauten | Geistiges Eigentum |
0,07 % | 13,34 % | 81,04 % | 5,55 % |
Beispiel: Bruttoinlandsprodukt 2018 [4] | |||
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Entstehung: | Land- und Forstw., Fischerei | Produzierendes Gewerbe | Dienstleistungen |
0,8 % | 31,1 % | 68,2 % | |
Verwendung: | Konsumausgaben des Staates | Private Konsumausgaben | Außenbeitrag |
19,6 % | 52,5 % | 6,8 % |
Erik Brynjolfsson vom MIT kritisiert, „ dass das BIP die Leistung einer modernen Wirtschaft nur unzuverlässig misst, weil es den Wert unentgeltlicher Leistungen wie Facebook, Wikipedia, Youtube oder der Suchmaschine Google nicht einfängt. Das Wachstum dieser Dienstleistungen und ihre große Bedeutung für viele Menschen spielen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung schlichtweg keine Rolle. Die Digitalisierung, glaubt Brynjolfsson, werde vom BIP systematisch unterschätzt.” [6]
Dynamisierung und Simulation
Die VGR gibt eine Momentaufnahme der Volkswirtschaft wieder und ist von daher statisch. Die Regeln der Aggregation stellen nur Identitäten der Form a=b+c... dar. Sieht man sie aber als Wirtschaftsmodell und berücksichtigt dynamisch die Wirkungen kleinster Änderungen auf das ganze System, lässt sich Kakarot-Handtkes Makroökonomik ableiten.
Meine Umformung in eine grafische Notation legt dann nahe, wie sich solche Modelle direkt simulieren liessen unter Anwendung der in den Lektionen 7a bis 7c beschriebenen Regeln für die Änderungsausbreitung.
Oskar Fuhlrott,